Ein Nordracher im Herzen

Zum Tod von „Die Fallers“ Schauspieler Peter Schell

Der Schwarzwald ist die Heimat von Bauer Karl in der SWR-Serie „Die Fallers“. Peter Schell, einer der prägendsten Figuren der SWR-Schwarzwaldserie „Die Fallers“ ist im Alter von 64 Jahren verstorben. Der Schweizer, der vor weit über 25 Jahren für die Rolle des „Karl“ entdeckt wurde, hat im Schwarzwald seine zweite Heimat gefunden und in der Peter Schell-Stube im Café s’Blaue Hus in Nordrach ein zweites „Zuhause“.

„Er war so stolz auf die Peter Schell-Stube“, erinnert sich s’Blaue Hus-Chef Egbert Laifer. „Sie war für ihn ein besonderer Begegnungsort, ein Platz für Menschen, die mit ihm verbunden waren.“ Dass diese nach so kurzer Zeit zu einer Stätte des Erinnerns werden sollte, hätte keiner im Juni 2020 gedacht, als Peter Schell diese noch persönlich im s’Blaue Hus eröffnete. Sie ist unverkennbar seine Stube wie zahlreiche Bilder, Bücher und original Schriftstücke belegen. Es war der Ort, an dem der Kaffee- und Kuchenliebhaber („ich bin der Kaffeegänger schlechthin“) sich wohl fühlte. Seine Lieblingskuchen? „Schwarzwälder Kirschtote natürlich, die Moospfafftorte und Rüblikuchen“. Oft saß er mit Freunden oder Faller-Fans unter dem Herrgottswinkel in der Schwarzwaldstube, plauderte mit den Cafébesuchern und hörte gerne zu, hat nie den Wunsch um ein Autogramm abgewiesen und hatte für jeden ein offenes Ohr. Und ein feines Gespür für Menschen, die Zuspruch brauchten.

Nach Nordrach ist der Faller-Star anlässlich des Obstbrennertags gekommen. Moospfaffkugeln sollte er verteilen, was er auch getan hat, wie er in einem früheren Interview verriet. Den Kugeln verfallen sei er endgültig, als er diese in Egbert Laifers kleinem Chocolatier-Reich nicht nur von Hand selbst drehen durfte, sondern er unter der verführerischen Auswahl in der Choco L-Pralinentheke seine Lieblingstrüffel entdeckte: die Kir Royal Kugel, den Kaffeetrüffel und die Nordracher Stielkirsche. „Es war der Beginn einer tiefen Freundschaft“, erinnert sich Egbert Laifer. Pralinenverkostung, der „Brennhislitag“, an dem er zusammen mit Peter Schell den Obstbrennerweg gewandert ist („ein Highligt für ihn und mich“), beim Brotbacken, wo Schell mit Hand angelegt hat, der Besuch in der Käserei auf dem Romanhof: „das alles waren unvergessliche Momente.“ Als ein Film über Nordrach und die Obst- und Likörbrenner gedreht wird, ist Peter Schell selbstverständlich mit dabei. Schwärmt im Interview oben beim ‚Vogt auf Mühlstein‘ vom gleichnamigen Buch von Heinrich Hansjakob und der fantastisch erzählten Liebesgeschichte, von Hansjakobs Visionen, die über die Jahrhunderte gehen. Und verkündet am Ende des Drehs mit spitzbübischem Lächeln: „ihr müsst mich noch länger ertragen, ich komme super gerne hier her.“

Peter Schell war ein Star ohne Starallüren, einer zum Anfassen, einer der berührte und auch denjenigen für sich einnahm, der ihn nicht in der Rolle des Karl Faller kannte. „Die herzliche Art des Naturmenschen Peter Schell, seine Bodenständigkeit und sein ehrliches Bekenntnis zur Einfachheit haben jeden fasziniert“, resümiert Egbert Laifer und erinnert sich besonders gerne an die Tage der Dreharbeiten, „zwei Tage, die ich intensiv mit ihm erlebt habe.“ Jetzt ist der Schauspieler und Freund gegangen, hat seine letzte Reise angetreten. Geblieben ist die Peter Schell-Stube, in der er weiterlebt. Sein Esprit, sein Spirit, seine Begeisterung für das Schöne und den Genuss, seine Seele. Nicht nur dann, wenn sich Fallers-Fans erinnern …                 

Text: Gudrun Schillack

Lieber Peter,

vor einem Jahr haben wir gemeinsam die Peter Schell-Stube im Café im s’Blaue Hus eröffnet. Es war eine schwierige Zeit, aber trotz Pandemie waren wir optimistisch, haben ganz viele Pläne für gemeinsame Events geschmiedet. Jetzt sitze ich wieder in der Peter Schell-Stube, allein. Bin unfassbar traurig, dass Du uns so plötzlich verlassen hast. Meine Gedanken gehen auf Reise, wie ein Film ziehen unsere gemeinsamen Erlebnisse vor meinen Augen vorbei. Und dabei sehe Dich vor mir, hier in Deiner geliebten Stube sitzen, auf dem Sofa in der Ecke, Dein Lieblingsplatz. Er wird jetzt der Lieblingsplatz für andere, auf Dich werden wir vergebens warten. Du bist gegangen, leise, auf Deine feine Art. Du wolltest nicht, dass wir trauern und doch sind wir im s‘Blaue Hus, bin ich, unendlich traurig.

Ich will In Worte fassen, was ich Dir alles noch sagen wollte, aber meine Gedanken überschlagen sich und mein Kopf ist leer. Ich merke, es ist zu viel für einen letzten Brief. So möchte ich es bei einem DANKE von ganzem Herzen belassen. Danke für die Jahre, in denen Du uns so viel von Deiner kostbaren Zeit geschenkt hast. Danke für die Besuche bei uns in Nordrach. Danke, dass wir Dich kennenlernen durften, Dich als Mensch, bescheiden und ruhig, immer voller Geduld und Zuwendung. Danke für die vielen guten Gespräche, Deine Tipps, Deine Lebenserfahrung, Dein soziales Engagement, wenn man Dich brauchte. DANKE für alles!

Während ich diese Zeilen schreibe, meine ich Dich zu spüren, hier in der Peter Schell-Stube, für die Du uns so viel aus Deinem Leben überlassen hast. Aus Deinem erfolgreichen Schauspielerleben, aber auch Persönliches, Privates. Das macht uns sehr stolz und glücklich und in diesem Moment wird mir klar, dass Du hier in dieser Stube weiterlebst. Ich sehe Dich auf dem Sofa sitzen, mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen und Du siehst so glücklich aus.

Ein guter Freund ist vor uns gegangen, aber nicht von uns. Alles Gute auf Deiner letzten Reise, lieber Peter, und ein herzliches, leises „Grüezi“ und „Salü“!

Egbert